Wenn soziale Medien zum Problem werden
bieten Entspannung, Unterhaltung und Spass. Sie bergen aber auch Suchtpotenzial. Hier finden Sie Rat und Hilfe.
Beim Tiktok-Schauen chillen, auf Instagram erfahren, was so abgeht, oder via Snapchat lustige Fotos mit Ohren verschicken: Soziale Medien bieten vieles. Stellen Eltern bei ihrem Kind dauernde Gereiztheit, sozialen Rückzug, eine Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus oder eine laufende Steigerung der Onlinezeit fest, sollten sie nachfragen, zuhören und mit dem Kind gemeinsam nach Lösungen suchen. Darüber hinaus bieten regionale Jugend- und Familienberatungsstellen oder Suchtberatungsstellen kostenlose und vertrauliche Hilfe.
Kostenlos, vertraulich, rund um die Uhr und auf Wunsch anonym finden Eltern auch beim Elternnotruf Unterstützung: per Telefon (0848 354 555) oder per E-Mail, Chat und vor Ort. www.elternnotruf.ch
Auch Pro Juventute steht mit kostenlosem Rat und vertraulicher Hilfe bei akuten Problemen rund um die Uhr zur Verfügung. Auf 058 261 61 61 oder per Chat oder E-Mail. www.projuventute.ch/elternberatung.
Zudem gibt es auf SafeZone Onlineberatungen zu Suchtfragen. Das Angebot ist ebenfalls kostenlos und anonym und richtet sich an Betroffene, Angehörige und Nahestehende sowie an Fachpersonen und Interessierte.
Links und Infos
Seit dem 1. Januar 2025 gilt in der Schweiz das neue Bundesgesetz über den Jugendschutz in den Bereichen Film und Videospiele (JSFVG). Das Gesetz und die dazugehörige Verordnung sollen die rechtlichen Grundlagen schaffen, um Kinder und Jugendliche besser zum Beispiel vor Gewaltdarstellungen oder sexuell expliziten Inhalten zu schützen.
«Das betrifft vor allem Filme und Kinos», sagt Yvonne Haldimann, Projektleiterin der nationalen Plattform Jugend und Medien. «Doch auch soziale Netzwerke müssen sicherstellen, dass sie keine entsprechenden Videos zeigen – oder verbindliche Altersverifikationssysteme einführen.» Anbieter haben nun zwei Jahre Zeit, ihre Ausgestaltung der Bestimmungen vorzulegen. Wer sich dann, ab 2027, nicht an das Gesetz hält, kann mit bis zu 40 000 Franken Busse bestraft werden.
Andere bedenkliche Aspekte sozialer Medien – etwa was Algorithmen oder Hatespeech betrifft – fallen laut Haldimann nicht unter das neue Gesetz. Auch betrifft dieses «nur» Plattformen, die sich an Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten richten.
«Meist werden internationale Plattformen jedoch von anderen Regelungen in die Pflicht genommen.» Etwa vom Digital Services Act der Europäischen Union, der illegale und schädliche Onlineaktivtäten und Desinformation im Fokus hat. Für die Schweiz sei mit dem neuen Bundesgesetz über Kommunikationsplattformen und Suchmaschinen etwas Ähnliches in Ausarbeitung.
Digitale Medien sind zum unentbehrlichen Werkzeug geworden. Doch seit das Smartphone stets dabei ist, kommen wir häufig nicht mehr vom Screen los. Dieser Ratgeber hilft, die Mechanismen zu durchschauen und die Kontrolle über den digitalen Konsum zurückzugewinnen.
Franz Eidenbenz: Digital-Life-Balance: Bewusst und selbstbestimmt dem Online-Sog begegnen. Beobachter 2021, 224 Seiten, ca. 34 Fr.
Welche Unternehmen stecken hinter Instagram oder Tiktok? Wie wirkt sich Social Media auf unsere Psyche aus? Wird man als Influencerin reich? Die Autorin erklärt anschaulich, welche Mechanismen Social Media prägen und wie wir uns sicher im Netz bewegen können. Für Jugendliche ab 13 Jahren.
Isabell Prophet: Social Media. Carlsen Klartext 2023, 224 Seiten, ca. 15 Fr.
Das Aufwachsen der Gen Z in einer radikal umgestalteten, digitalen Umgebung habe katastrophale Folgen, so die These des amerikanischen Psychologieprofessors. Das Buch fand vielfach Beachtung – wird von Fachpersonen aber auch kritisch beurteilt.
Jonathan Haidt: Generation Angst. Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen. Rowohlt 2024, 448 Seiten, ca. 32 Fr.
Was machen Teenager eigentlich auf ihren Smartphones? Dieser Frage gehen die Autorinnen im Buch nach und zeigen die Komplexität, mit der Heranwachsende in ihrem digitalen Leben konfrontiert sind. Nicht in Deutsch verfügbar.
Emily Weinstein und Carrie James: Behind Their Screens: What Teens Are Facing (and Adults Are Missing). University Presses 2022, 240 Seiten, ca. 36 Fr.
Eltern fühlen sich unter Druck, perfekte Mütter und Väter von möglichst erfolgreichen Kindern zu sein. Dabei sind sie in vielen Bereichen gefordert. Das Buch vereint Texte von Fachleuten aus verschiedensten Bereichen – darunter ein Kapitel zum Umgang mit digitalen Medien – und möchte zu einem gelasseneren Umgang mit unseren Kindern beitragen.

Mirjam Oertli
ist freie Journalistin und Buchautorin («Wer auf dem Handy kein gratis Internet hat, ist tot!», «Jetzt stellen Sie doch das Kind mal ruhig!»). Sie ist Mutter von zwei Teenagern und einem Primarschulkind und lebt mit ihrer Familie in Luzern.